Geht man wieder einmal aus von den Vorgaben des »TAF-Reglements aus, so
schreibt dieses den Grundschritt als
Schritt, Schritt, X fest und
erläutert, dass dies sowohl
Schritt, Schritt, Tap als auch
Schritt, Schritt, rück, Platz als auch
Schritt, Schritt, Schluss, vor heißen kann.
Ruhigen Gewissens festhalten lässt sich also bei aller Diskussion um
die Vorzüge und Nachteile der verscheidenen Grundschritt-Varianten, dass
keine der genannten Möglichkeiten wirklich falsch ist! Das soll mich
aber nicht hindern, meine Ansichten dazu beizusteuern und meine
Präferenzen auch zu begünden.
Der "Streit" entflammt sich hauptsächlich um die beiden letztgenannten
Varianten "Schritt, Schritt, rück, Platz" und "Schritt, Schritt,
Schluss, vor" und die Frage, welche Version sinnvoller ist. Eigentlich
könnte es einem gleich sein, wie die verschiedenen Paare ihren
Grundschritt tanzen, solange sie ihn nur rhythmisch tanzen. Ganz so
einfach ist es leider nicht!
Um eine angemessene Antwort zu finden, bedarf es eines gewissen
Ausholens:
Tänzer und Tänzerinnen bauen beim Tanzen Energie auf - Bewegungsenergie.
Diese Energie bewegt eine Masse (den TänzerInnenkörper) in eine
bestimmte Richtung. Um einen Richtungswechsel, und aus kaum etwas
anderem besteht Tanzen, einzuleiten muss eben diese Energie zunächst
abgebaut werden um sie dann mit neuer Richtung wieder aufzubauen. Klingt
kompliziert und etwas technisch, ist aber bloßes "Tanzen in eine
Richtung - Bremsen - in eine andere Richtung weitertanzen"...
theoretisch.
In der Praxis ist gerade das Bremsen, also das Abbauen von
Bewegungsenergie, problematischer als man annehmen sollte. Ein Tänzer
ist ein durchschnittlich 1,70m hoher Körper, mit viel zu hohem
Schwerpunkt und einer "Auflagefläche" von Schuhgrößenformat. Natürlich
ist es nicht einfach, so etwas kontrolliert zu bewegen und zu bremsen!
Daher soll der erste Blick auch in eine etwas unangenehme Richtung
gehen, nämlich auf eine sehr verbreitete praktische Umsetzung des
Discofoxgrundschrittes, die aus meiner Sicht ausschließlich Probleme für
die Tänzer schafft.
Grundsätzlich geht es dabei um eine "Schritt, Schritt, Schluss,
vor"-Variante, hier getanzt als "Schluss, rück, Schluss, vor", weil so
mehrere Grundschritte stationär hintereinander getanzt werden können. Er
beginnt wie immer mit links, sie mit rechts.
Das Problem - beobachtbar sowohl in der Praxis als auch in der Grafik
oben - beginnt mit dem Schritt rückwärts auf 2. Das Paar steht aufrecht
(warum das hier fatale Folgen hat, wird gleich ersichtlich) und wegen
des zu groß getanzten Rückwärtsschrittes auch bereits sehr weit
auseinander.
Beim nachfolgenden Schließen der Füße zwischen 2 und 3 erntet das Paar
dann die zweifelhaften Früchte der vorherigen Schritte. Die Füße
schließen, der Schwung aus den Schritten zuvor aber ist noch nicht
abgebaut. Während die Füße bereits schließen, ist der Körperschwerpunkt
noch auf dem Weg weiter rückwärts. Dabei bewegt er sich fast
zwangsläufig über die Grenze der geschlossenen Füße hinweg und bringt
den Körper aus dem Gleichgewicht.
Nun würden beide Tänzer tendenziell rückwärts fallen, was sie unter
Zuhilfenahme ihrer Arme verhindern. Dabei zieht es die ohnehin schon
hohen Arme noch weiter nach oben und weil zur Rettung der letzten
Gleichgewichtsreste auch sehr schnell gestoppt werden muss, ruckt es
gerne mal in den Armen, der Schulter oder auch im ganzen Paar. Dass
dieser Effekt oft auch noch unterstützt wird durch ein ruckartiges
Nach-oben-Schnellen der Partner, ist dann eigentlich nur noch krönendes
Beiwerk.
Aus diesem "Loch" heraus und mit den viel zu weit hinten stehenden
Körpern lässt sich dann im Regelfall auch kein technisch korrekter
Schritt "vor" mehr tanzen. Meistens landen die Paare mit ihren
Körperschwerpunkten dann lediglich zwischen den Füßen und schaffen es
erst wieder zum Ansatz der nächsten Schrittkombination, sich zu fangen
und wieder über den eigenen Füßen zu stehen.
Zur Klarstellung: Diese Unsauberheiten treffen nicht immer so plastisch
zusammen wie hier beschrieben. Viele Paare haben sich eine Routine
angewöhnt, die einige der augenscheinlichsten Symptome druchaus zu
kaschieren in der Lage ist ... bisweilen sogar gut genug für einige
Wertungsrichter.
Wer dennoch prinzipiell die Grundschrittvariante "Schritt, Schritt,
Schluss, vor" bevorzugt, sollte diese wie folgt umsetzen, nämlich ohne
dafür sein Gleichgewicht aufzugeben.
Auf 1 schließen beide Partner mit einem Schritt vor. Der Herr links,
die Dame rechts. Auf 2 tanzen beide Partner rückwärts. Dabei bleiben die
Schwerpunkte relativ weit vorn und der Druck zwischen den Partnern
bestehen. Beide Tänzer stehen in diesem Moment gezielt zu weit vorn,
weil sie sich ihres Schwungs - oder besser ihrer rückwärts gerichteten
Bewegungsenergie - bewusst sind und auch der Tatsache, dass sie diese
noch werden abbauen müssen.
Zwischen 2 und 3 schließen die Partner dann. Der Schwung richtet die
Körper an dieser Stelle so weit auf, dass der Körperschwerpunkt über den
Füßen endet, evtl. leicht davor, weil sofort der letzte Schritt vorwärts
eingeleitet werden muss.
Wer dieses System durchdenkt, wird feststellen dass diese Variante jetzt
zwar technisch korrekter ist, aber auch nicht viel besser zu vertanzen.
Die Tänzer müssen bereits vorher den aufzubauenden Schwung berechnen,
den sie anschließend benötigen werden, um genau im Gleichgewicht zu
enden auf "Schluss". Zudem stehen die Tanzpartner gerade im sensiblen
Moment des Richtungswechsels mit geschlossenen Füßen, also relativ
unflexibel. Gleichgewichtskorrekturen werden so erschwert.
Mein persönlicher Favorit unter den Grundschrittvarianten ist daher
die Version "Schritt, rück, rück, Platz". Um mehrere Grundschritte
hintereinander tanzen zu können, wurde für die Darstellung unten der
erste Schritt aufeinander zu getanzt, also insgesamt für beide Partner:
"vor, rück, rück, Platz".
Zum oben bereits angeschnittenen Thema "Abbau von Bewegungsenergie"
heißt das:
Der erste Schritt ist bereits gecheckt. Der vordere Fuß übernimmt also
zu keinem Zeitpunkt das komplette Körpergewicht, weil es ja sofort
wieder zurück geht. Der nachfolgende Schritt zurück ist unproblematisch,
weil es auch anschließend noch rückwärts weiter geht. Interessant wird
es anschließend.
Der Körper ist noch im Bewegungsfluss rückwärts und muss erst gebremst
werden, bevor es wieder vorwärts gehen kann. Im Gegensatz zu den anderen
Varianten weiter oben sind die Möglichkeiten dafür diesmal aber deutlich
besser. Der Schritt rückwärts wird außerhalb des Körpers angesetzt.
Dieser Ankerpunkt kann nun genutzt werden um die Bewegung rückwärts
daran mit der Hüfte abzubremsen. Da der Körperpunkt zunächst noch weiter
vorne ist, kann der komplette Abbremsvorgang nun sehr kontrolliert und
balanciert zwischen den beiden Füßen stattfinden. Der Körperschwerpunkt
erreicht den hinteren Fuß dabei nie ganz und mit Hilfe der Hüfte kann
anschließend, ausgehend von diesem hinteren Fuß, der letzte Schritt
vorwärts eingeleitet werden.
Diese Variante ist bezüglich ihrer Balance unschlagbar und den anderen
Varianten weit voraus. Dass noch immer viele Wertungsrichter eine gut
getanzte Hüfte nicht zu schätzen wissen, sie teilweise gar zu
sanktionieren scheinen, ist vor diesem Hintergrund um so ärgerlicher.
Etwas Mut macht die Tatsache, dass zumindest die Spitzenpaare der
Discofoxszene sich umzuorientieren scheinen und damit ja offensichtlich
auch nicht ganz erfolglos bleiben. Das lässt für die Zukunft hoffen.
:: Allgemeines ::
Bevor es in den weiteren Kapiteln um spezielle Drehungen
und deren technische Umsetzung geht, sollen an dieser Stelle einige
Worte ganz allgemein zum Thema Drehen verloren werden. Gedreht werden
kann allein, zeitgleich zum Partner, zeitlich versetzt mit dem Partner,
an der Hand des Partners, einfach, mehrfach und bisweilen sogar als
Paar. Drehen ist ein beliebter Effekt vieler Tanzpaare - insbesondere
der Discofoxpaare scheint es - weil es noch immer ein "Eyecatcher"
erster Klasse ist und bei den Zuschauern nach wie vor die Vermutung
höchster technischer Befähigung des Tanzpaares auslöst
[mehr ...]
:: stationäres Drehen ::
Im Idealfall des stationären Drehens dreht der Tänzer /
die Tänzerin sich an einem festen Punkt der Fläche (darum ja stationäres
Drehen) auf immer dem gleichen Teil des Fußes, nämlich dem Ballen. Das
kann frei stehend der Fall sein oder - zumindest bei den Damen - geführt
an der Hand des Herrn. Eine stationäre Drehung kann eine oder mehrere
"Umdrehungen" umfassen. [mehr
...]
:: Spiraldrehung ::
Die Spiraldrehung ist eine Drehung, die ausschließlich
nach einem Vorwärtsschritt stattfinden kann. Nachdem der vorwärts
gesetzte Fuß komplett belastet wurde und der Körperschwerpunkt sich
möglichst ruhend über dem Ballen des Fußes befindet, kann die Drehung
eingeleitet werden. [mehr
...]
:: 3-Schritt-Drehung ::
Wie der Name bereits nahelegt, hat eine
3-Schritt-Drehung zunächst einmal drei Schritte. Das heißt nicht, dass
man die Schrittfolge nicht fast unendlich verlängern könnte, der Name
bleibt jedoch.
Bei der 3-Schritt-Drehung wird relativ früh der Schwung aufgebaut, weil
einmal angefangen die Drehung sehr konstant einfach nur noch fortläuft.
[mehr ...]